Internationaler Frauentag – Gemeinsam für Gleichstellung
Datum
06.03.2025
Themen
#New Work
Autor:in
TLGG
Noch 134 Jahre dauert es laut dem World Economic Forum bis zur Gleichstellung von Frauen und Männern weltweit. Das ist uns zu lang, deshalb unternehmen wir bei TLGG schon heute einiges, um das zu ändern: DE&I-Reporting, Hiring Quote, Leading as a women-Weiterbildungsprogramm, flexible Arbeitszeiten, Job-Sharing, uvm.
Denn wir wollen es nicht mehr länger hinnehmen, dass Frauen im Beruf weniger verdienen als Männer, in Medien unterrepräsentiert sind oder in der Medizin schlechter versorgt werden. Um das zu ändern, braucht es uns alle – egal welchen Geschlechts. Nur gemeinsam können wir traditionelle Rollenbilder überwinden und Gleichstellung für alle erreichen.
Im Hinblick auf den Internationalen Frauentag am Samstag wollten wir von unseren Mitarbeiter:innen wissen, was für sie Solidarität im Kontext des Feminismus bedeutet, welche Veränderungen sie von Politik und Unternehmen erwarten und welche Frauen sie inspirieren und antreiben. In diesem Beitrag findet ihr alle Fragen und Antworten – viel Freude beim Lesen!
Was bedeutet Solidarität im Kontext des Feminismus für dich?
Ich denke, Solidarität in jedem Kontext bedeutet, zu verstehen, wo man in den Strukturen der Gesellschaft steht, und zu verstehen, welche Privilegien damit einhergehen. Insbesondere im Kontext des Feminismus bedeutet das, anderen zuzuhören und zu verstehen, wie ihre Erfahrungen in der Welt von unterschiedlichen Machtstrukturen beeinflusst wurden. Es bedeutet zu verstehen, dass zwei Menschen von einer Sache ähnlich beeinflusst sein können, von einer anderen jedoch völlig unterschiedlich – z. B. Misogynie und Rassismus. Es bedeutet also, sich die Zeit zu nehmen, zu verstehen, wie andere Menschen von etwas beeinflusst wurden, das einen selbst nicht betrifft, und dieses Verständnis in den eigenen Feminismus und die Solidarität einfließen zu lassen und sich nicht nur für diejenigen einzusetzen, die so aussehen wie man selbst.
– Frankie Elsey, Account Manager
In meinem Verständnis des Wortes Feminismus ist dessen Ziel die Gleichberechtigung aller Geschlechter. Um dieses Ziel MORGEN zu erreichen, müssen wir HEUTE die benachteiligten Geschlechtergruppen in ihren Rechten bestärken. Als Mann heißt das für mich auch, auf Vorrechte, die sich aus dem Patriarchat oder gesellschaftlichen Strukturen ergeben, zu verzichten. Eventuell muss das als Maßnahme sogar bedeuten, HEUTE als Mann benachteiligt zu werden, damit Frauen sichtbarer werden und die Gleichstellung erreicht werden kann.
Da ich selbst keine Kinder habe, denke ich bei dem Wort Feminismus vor allem an meine Nichte oder die Töchter von Freund:innen und möchte, dass sie in einer Gesellschaft leben, in der ihr Geschlecht keine Benachteiligung mit sich bringt.
– Michael Fröhde, Finance Director
Dass wir uns erstmal darauf einigen, dass wir mehr Weiblichkeit (z.B. weiblich interpretierte Eigenschaften) in den Entscheidungsprozessen dieser Welt integriert haben wollen. Weil wir daran glauben, dass das am Ende zu besseren Entscheidungen führen wird. Ob in Organisationen, auf politischer Ebene oder in der Wissenschaft. Um dann herauszufinden, wo sich jahrhundertelange Strukturen und Verhaltensweisen befinden, die diese Bewegung noch verhindern. Und dann immer wieder nachsichtig mit denen sein, die noch nicht bereit sind, diese Strukturen und Verhaltensweisen loszulassen. Und immer wieder diejenigen zu bestärken, die für diese Bewegung kämpfen und sie am Laufen halten. Und in jedem noch so kleinen Moment dafür sorgen, dass sich beide Seiten einander annähern.
– Carolin Fellhauer, Head of People & Talent
Solidarität verlangt in erster Instanz, die unterschiedlichen Lebensrealitäten anderer anzuerkennen, zu begreifen und ihnen emphatisch gegenüberzutreten. Voraussetzung ist auch, das Verständnis, dass Feminismus nicht die alleinige Weltherrschaft von Frauen über den Mann bedeutet. Feministische Solidarität beginnt für mich mit dem Bewusstsein der Eigenverantwortung, sich zu Informieren und in den Bereichen zu engagieren, die sich mit dem eigenen Leben am besten vereinbaren lassen. Und sollte dann ein stetiger Prozess der Entwicklung und vor allem ein Austausch mit anderen sein. Solidarität und Feminismus sind für mich essenziell für ein Miteinander.
– Anna Rohrer, Senior Account Manager
Welche Veränderungen würdest du dir von Politik und Unternehmen wünschen?
Am Weltfrauentag ist es wichtiger denn je, den Status Quo, in dem wir leben, zu hinterfragen. In einer Zeit, in der Künstliche Intelligenz (KI) und Generative KI (GenAI) immer mehr an Bedeutung gewinnen, müssen wir genau darauf achten, welche Daten als Grundlage genutzt werden und dass diese nicht diskriminieren.
Technologie hat das Potenzial, ein Feminist Ally zu werden. Doch dafür müssen wir sicherstellen, dass sie nicht unbewusst patriarchale Strukturen, Skripte und Narrative verstärken. Es ist an der Zeit, dass Tech-Unternehmen und Entwickler:innen Verantwortung übernehmen und aktiv daran arbeiten, Biases zu erkennen und zu beseitigen.
Beispiele für Biases in KI sind zahlreich. So haben automatisierte Bewerbungsprozesse oft Voreingenommenheit gegenüber Frauen, indem sie männliche Bewerber bevorzugen. Gesichtserkennungstechnologien weisen häufig höhere Fehlerraten bei Frauen und Menschen mit dunkler Hautfarbe auf. Auch in der medizinischen Diagnostik können Algorithmen voreingenommene Ergebnisse liefern, die auf unausgewogenen Datensätzen basieren.
Um Technologie feministischer zu gestalten, können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden. Zum Beispiel sollten diverse Teams in der Entwicklung von KI- und Tech-Projekten gefördert werden, um unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen einzubringen. Die Implementierung von intersektionalen feministischen Ansätzen in der Digitalpolitik kann dazu beitragen, soziale Gerechtigkeit und Teilhabe zu fördern. Zudem sollten Algorithmen regelmäßig auf Biases überprüft und angepasst werden, um Diskriminierung zu vermeiden.
Nur durch eine bewusste und kritische Auseinandersetzung mit den Daten und Algorithmen können wir sicherstellen, dass Technologie zur Dekonstruktion patriarchaler Strukturen beiträgt. Gemeinsam als Gesellschaft müssen wir daran arbeiten, diese Narrative zu entlarven und zu überwinden.
Lasst uns am Weltfrauentag und darüber hinaus daran erinnern, dass der Kampf für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit in allen Bereichen unseres Lebens, einschließlich der Technologie, weitergehen muss. Nur so können wir eine gerechtere und inklusivere Zukunft für alle schaffen.
– Sophie Michel, Director Corporate Communications & PR
Ich glaube, es gibt einige Rahmenbedingungen, die die Politik oder Unternehmen verändern müssen, um die gesellschaftliche Gleichberechtigung aller Geschlechter zu ermöglichen. Mir persönlich sind die Akteure Politik und Unternehmen aber manchmal zu groß und zu weit weg. Ich würde die Frage gerne erweitern: Was kann ich tun? Als Mann? Als Teil der Gesellschaft? Als Freund? Als Kollege? Als Führungskraft? Ich denke schon, auf diesen Ebenen gibt es genug zu tun. Aufmerksam sein und sich selbst hinterfragen. Wo werde ich bevorteilt? Wie verhalte ich mich gegenüber Frauen, Kolleg:innen oder Freund:innen? Aktiv nachfragen, ob es Punkte gibt, die ich verbessern kann. Kritik hören, annehmen, aushalten und Dinge im Alltag verbessern. Sich selbst als Feminist Ally zu sehen, ist leicht. Aber welche Wahrnehmungslücken hat man selbst? Wo predigt man Wasser, aber trinkt Wein? Ich glaube, wir müssen bei uns anfangen. Und das verbessern, was wir verbessern können, und uns nicht hinter den großen gesellschaftlichen Akteuren verstecken.
– Michael Fröhde, Finance Director
Ich denke, insbesondere angesichts der aktuellen politischen Umstände würde ich mir wünschen, dass große Unternehmen und Politiker:innen sowie diejenigen mit Einfluss und Macht zu ihren Versprechen in Bezug auf Feminismus, Antirassismus, Queer-Rechte usw. stehen. Repräsentation ist wichtig, aber ebenso wichtig ist es, wenn ein Unternehmen mit Einfluss und Macht sich gegen externe Kräfte stellt. Es ist nicht gut, eine Repräsentation zu haben und vorzugeben, in diesem Sinne fortschrittlich zu sein, sich dann aber zu weigern, für diese Gemeinschaften einzutreten, wenn es wirklich darauf ankommt. Auf der anderen Seite des Spektrums würde ich mir wünschen, dass Unternehmen verstehen, dass Aggressionen nicht nur im großen Maßstab stattfinden, und dass sie sich die Mühe machen, zu verstehen, wie Mikroaggressionen und schädliche Machtdynamiken in ihren Unternehmensstrukturen vorhanden sein können, auch wenn sie selbst nicht davon betroffen sind, und dass sie sich wirklich die Mühe machen, diese auszumerzen (indem sie den Betroffenen zuhören), um einen sicheren(eren) Arbeitsplatz für die Menschen zu schaffen.
– Frankie Elsey, Account Manager
Gibt es eine Frau, die dich inspiriert? Warum?
Iris Berben. Aufgrund ihrer Haltung, ihrer Art, mit brennenden Themen unserer Zeit umzugehen, ihrer Präsenz, ihrer Arbeitsethik, ihrer Lebenseinstellung. Bei einem meiner Panel-Formate im Nordturm zum Thema “Intergenerational Design”, erklärte sie, dass sie ein langes Leben führen möchte, um mitzuerleben, wie sich die Geschichte unserer Gesellschaft entfaltet – wie sich aktuelle Herausforderungen und Möglichkeiten weiterentwickeln und welche gemeinsamen Lösungen wir finden. Ihre Neugier, ihre Gestaltungskraft gelten der Zukunft.
Diese Haltung würde ich gerne in der Wirtschaft öfter sehen: Bei den Führungskräften, in ihrer Entscheidungsfindung, bei Investitionen in Tech, Growth und Unternehmenskultur. Mut statt Angst!
– Miruna Turbatu, Director of Brand & Business Ecosystems

Mich inspirieren immer wieder Frauen, die neue Wege gehen. Deswegen höre ich mir den Podcast "HerStory" so gerne an. Denn sich nicht bewegen zu wollen, ist immer einfacher, als gegen gesellschaftlich gelerntes Verhalten zu agieren. Ein Beispiel, das mir hängen geblieben ist, ist Margarete Steiff. Trotz Teil-Lähmung wurde sie eine erfolgreiche Schneiderin und spätere Unternehmensgründerin des gleichnamigen Spielzeugherstellers.
– Carolin Fellhauer, Head of People & Talent
Ja, viele! Die meisten Frauen in meinem Leben haben mich inspiriert und/oder beeindruckt. Ich bin privat wie beruflich von starken Charakteren umgeben. Sei es meine Mama, die sich nie von Beauty-Standards hat beeinflussen lassen, mir aber trotzdem gezeigt hat, wie man sich rasiert, dafür aber auch wie man eine Kreissäge oder einen Presslufthammer bedient. Meine Mama hat mir gezeigt, dass jede:r alles sein und machen kann.
Meine erste weibliche Teamleitung hat mir gezeigt, dass Empathie, Verständnis und Sicherheit wahnsinnig starke und erfolgreiche Mittel zu Führung und Erfolg sind.
– Anna Rohrer, Senior Account Manager
Wie definierst du Empowerment in deinem Arbeitsumfeld und wie sieht es in der Praxis aus?
In meiner Wahrnehmung wird beim Thema Empowerment oft das Narrativ „Frauen können alles tun, was Männer schon immer getan haben“ genutzt. Das ist erstmal nicht falsch, aber geht mir nicht weit genug.
Empowerment ist ein komplexes Thema, das auf unterschiedlichen Ebenen beleuchtet werden sollte – leider werden es nicht alle Aspekte in diese Antwort schaffen.
Betonen möchte ich allerdings Folgendes: Das Ziel von Empowerment ist nicht erreicht, nur weil wir es schaffen sollten, dass eine diverse Gruppe von Personen dieselben Dinge auf dieselbe Art und Weise tun, wie Männer sie in rein männerdominierten Umgebungen getan haben.
Langfristig gedacht heißt Empowerment für mich nicht nur, dass eine diverse Gruppe von Menschen gemeinsam auf vorgegebene Ziele hinarbeitet – sondern insbesondere, dass diese Gruppe von Menschen das Ziel aus einer vielfältigen Perspektive gemeinsam definiert. Damit entstehen Ziele und Wege, die nicht nur einer begrenzten Gruppe von privilegierten Menschen zugutekommen.
Kurzfristig lässt sich das für mich in die heutige Arbeitswelt wie folgt übersetzen:
- Erstens eine positive Arbeitsatmosphäre schaffen, die Raum für Authentizität und Individualität lässt. D.h. gezielt diverse Teams aufbauen und auf individuelle Bedürfnisse eingehen.
- Zweitens eine vertrauensvolle, gemeinschaftliche Atmosphäre schaffen, in der Selbstvertrauen und Zuverlässigkeit gestärkt werden, wenn Aufgaben und Verantwortung übernommen werden. Damit stärkt sich auch das eigene Selbstvertrauen: Wenn das restliche Team darauf vertraut, dass ich eine Aufgabe erledigen kann, warum sollte ich an mir zweifeln und glauben, dass es mir an Fähigkeiten mangelt, an einem Projekt erfolgreich mitarbeiten zu können?
- Drittens lasst uns realistisch bleiben. Es ist nicht immer alles „good vibes only“ – und das ist in Ordnung. Es wird immer Schwierigkeiten geben und jede:r von uns hat Tage, an denen man nicht das gesamte Potenzial abrufen kann. Wenn wir es schaffen, Begriffe, die gerne leichtfertig genutzt werden, zu schärfen und wirklich bewusst zu wählen, verändert sich auch unsere Sichtweise darauf, was wirklich ein „Fail“ oder „nicht gut genug“ ist.
In der Praxis lässt sich das auf unterschiedlichste Art umsetzen – hier die Punkte, die mir am wichtigsten erscheinen:
- Mehr Fragen stellen und aufrichtig zuhören, um die Antworten zu verstehen, die man bekommt.
- Insbesondere bei wichtigen Meetings wie Briefings / Debriefs mehr Zeit einplanen, um sicherzustellen, dass breitere Diskussionsrunden geführt und unterschiedliche Meinungen gehört werden können.
- Mehr Fokus auf transparente Prozesse legen, als nur mit tollen Ergebnissen zu prahlen. Es ist das „Wie“, das Erfolgsgeschichten nachvollziehbar macht und damit andere inspirieren kann – und es zeigt am Ende, dass alle anderen auch nur mit Wasser kochen.
– Ines Spangenberg, Client Service Director