Führungskräfte-Trainings: Kann man Leadership standardisieren?

Datum
27.03.2025

Themen
#New Work

Autor:in
Carolin Fellhauer

Unsere drei Erkenntnisse für möglichst wirksame Führung

Mein LinkedIn-Feed ist voll von Aussagen zu Führung: Führung ist kein Selbstläufer. Führung kann gelernt werden. Führung ist einer der größten Hebel innerhalb einer Organisation. Die Herausforderung ist: Führung ist individuell. Sie ist kontext- und situationsabhängig, teilweise unplanbar. Wie also umgehen mit diesem wichtigen Thema, das vor allem in unsicheren Zeiten – die wir zweifelsohne gerade erleben – an Relevanz zunimmt? Denn mehr denn je brauchen Organisationen gerade jetzt Klarheit und Orientierung.

Wir haben unser Führungsprogramm über die letzten 1,5 Jahre weiterentwickelt und möchten unsere drei Haupt-Erkenntnisse mit euch teilen und einen Einblick geben, was wir gelernt haben:

1. Leadership entlang klar definierter Kompetenzen aufbauen

 

Führung passiert auf unterschiedlichen Ebenen: Führungskräfte müssen in Situationen, in denen es kein richtig und kein falsch gibt, eine individuelle Entscheidung treffen können. Es gibt Teambedürfnisse, die berücksichtigt werden wollen. Und finanzielle oder strategische Anforderungen aus der Organisation. Dabei birgt Führung ganz eigene Herausforderungen, je nachdem, welche Kompetenzen, Erfahrungen und Persönlichkeitsmerkmale die Führenden mitbringen. Nachdem wir anfangs unser Leadership-Programm eher tool- und methodenbasiert aufgebaut haben, ist es mittlerweile an Kompetenzen orientiert, die in drei Bereiche unterteilt sind. Damit haben wir einen Rahmen geschaffen, in dem sich jede Führungskraft individuell einordnen und entwickeln kann.

  1. Leading Self:

    Fokus auf Kompetenzen wie Selbstreflexion, Resilienz, Abgrenzung, sowie eigene Stärken und Trigger kennen und bearbeiten. Wer bin ich und wie beeinflusst das meine Führungspersönlichkeit? Denn nur wer sich selbst führen kann, kann auch andere führen.

  2. Leading Others:

    Motivation fördern, Empowerment sowie Delegieren und kritisches Feedback geben. Gute Führung bedeutet nicht nur, Anweisungen zu geben, sondern Menschen zu entwickeln und Verantwortung zu teilen. Gute Führung bedeutet aber auch, mal unangenehme Wahrheiten auszusprechen. Was uns oft schwer fällt.

  3. Leading in an Organization:

    Unternehmensstrategien anwenden, Spannungsfelder erkennen, Entscheidungen treffen und Zusammenarbeit optimieren – und dabei auch auf die Verhaltens- und Beziehungsebene schauen. Denn unser Verhalten bildet die Organisation. Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass jede:r alle mitgestalten.


2. Die richtige Mischung aus internen und externen Angeboten

 

Wir setzen mittlerweile auf eine Kombination aus internen und externen Trainings. Externe Trainings bringen neue Impulse von außen, andere Perspektiven aus anderen Unternehmen und können Erfahrungen und Herausforderungen der Teilnehmenden entsprechend in einen anderen Kontext setzen.

Wir haben allerdings gemerkt, dass interne Programme eine starke Vertrauensbasis schaffen und noch stärker dafür sorgen, dass erlernte Inhalte direkt im Unternehmen angewendet werden und bestehende Unklarheiten oder Probleme im Nachgang übergreifend angegangen werden können, weil die Verantwortlichen – in unserem Fall die Head of People & Talent – das Programm direkt mitgestaltet haben. Voraussetzung ist ein Vertrauensverhältnis mit dem/der Trainer:in.

Wir haben entsprechend ein festgelegtes internes Basisprogramm, das von allen neuen Führungskräften verpflichtend durchlaufen wird, sowie ein Buddy-Programm, das neuen Führungskräften den Einstieg erleichtern soll.

Zusätzlich gibt es externe Deep-Dive-Angebote zu bestimmten Themen wie dem Umgang mit Low Performance oder mentaler Gesundheit im Team und sogenannte “Ask me anything”-Formate, in denen individuelle Cases besprochen werden. Das obere Management arbeitet ebenfalls mit einer externen Trainerin, um auch hier neue Perspektiven und Impulse einzubringen.

Für uns wichtig: Eine interne Ansprechperson aus dem People-&-Talent-Team begleitet die externen Trainings, um Erkenntnisse und Herausforderungen aufzunehmen und direkt in die Umsetzung zu bringen. Ansonsten entsteht schnell Frust.  

3. Ganzheitliches Denken: Training über alle Ebenen hinweg verknüpfen

 

Leadership-Entwicklung ist keine Einzeldisziplin. Es braucht eine einheitliche Richtung, wie wir Leadership denken und leben wollen, an der sich alle orientieren. Wenn die eine Disziplin eine andere Art von Training macht, als die andere und das eine Level sich mit anderen Denkrichtungen beschäftigt, wird es schnell chaotisch. Wir achten daher darauf, dass Trainings über alle Ebenen und Disziplinen hinweg inhaltlich miteinander verzahnt sind. Heißt: Sowohl unsere Angebote für das mittlere Management als auch für das obere Management sind inhaltlich aneinander angelehnt und es findet eine permanente Anpassung statt.

Zudem schaffen wir Räume für den Austausch zwischen Teams und Disziplinen – sei es aus Agentur, Consulting oder Zentralfunktionen. Während wir anfangs noch getrennte Formate hatten, um Personen mit möglichst ähnlichen Arbeitsrealitäten zu verbinden, finden sich mittlerweile alle im gleichen Training wieder. Und der Mehrwert zeigt sich direkt: Gerade die unterschiedlichen Perspektiven sind ein großer Gewinn und es entsteht ein Verständnis und Austausch miteinander, der in der Projekt- und Arbeitsrealität so nicht stattfinden würde.

Fazit: Leadership ist kein Zufallsprodukt – und niemals zu Ende gedacht

 

Wir glauben, dass gute Führung erlernbar ist – aber sie braucht einen klaren einheitlichen Rahmen, gezielte Förderung, wo nötig, und Raum für individuellen Austausch. Unsere Mischung aus strukturierten Programmen, individueller Entwicklung, internen und externen Angeboten und interdisziplinärem Austausch sorgt dafür, dass unsere Führungskräfte eine Richtung vorgegeben bekommen, in der sie sich individuell entwickeln können.