So führen Sie Ihr Team sicher durch
die Corona-Krise

Eine halbstündige Top-Down-Beschallung per Videochat reicht nicht aus, um in Zeiten von Corona und Quarantäne den Zusammenhalt im Team zu fördern und die nötige Struktur zu bieten. Um die Unternehmenskultur und die Produktivität aus dem Homeoffice über Wochen intakt zu halten, braucht es den richtigen Mix an Tools und Kanälen. Vor allem aber müssen Führungskräfte die eigenen Erwartungen an die Realität anpassen.

Datum
30.03.2020

Themen
#Gesundheit

Autor:in
Thorsten Schroeder

Angela Merkel bezeichnete die Corona-Krise vor wenigen Tagen als die “größte Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft seit dem Zweiten Weltkrieg”. Das mag bombastisch klingen. Aber aus Sicht vieler Firmenchef:innen, denen Produktion und Kund:innen wegbrechen und die trotzdem Gehälter weiterzahlen müssen, ist der Vergleich sicher nicht zu weit hergeholt.

Viele Unternehmen sehen sich plötzlich obendrein gezwungen, ganze Belegschaften ins Homeoffice zu schicken — in vielen Fällen von einem Tag auf den anderen. Selbst jene, die bereits in der Vergangenheit punktuell auf Remote-Arbeit gesetzt haben, stoßen hier schnell an ihre Grenzen. Für Unternehmen und Belegschaft bedeutet das zusätzliche Unsicherheiten und Belastungsproben in ohnehin unsicheren und belastenden Zeiten.

Viele Mitarbeiter:innen fürchten nicht nur Kurzarbeit, sondern gar um ihren Arbeitsplatz, sollte sich die Krise über einen längeren Zeitraum hinziehen. Die Isolation zuhause, die fehlende Struktur und die Sorge um die Zukunft sorgen zusätzlich für Stress und fördern das Risiko physischer und psychischer Erkrankungen.

Arbeitgeber:innen und Führungskräfte finden sich ihrerseits in einer völlig neuartigen Situation wieder. Eine von vielen Herausforderungen: Sie müssen neue Wege finden, wie sie ihre Belegschaft in dieser schwierigen Zeit unterstützen können und einen weitgehend geregelten Arbeitsalltag ermöglichen. Und das möglichst nahtlos und über Nacht.

Manager:innen sollten die eigenen Erwartungen an die Realität anpassen

Ein erprobtes und allgemein gültiges Rezept gibt es dafür nicht — zu unterschiedlich sind schließlich die technischen Voraussetzungen, die Prozesse, die Kultur und die Unternehmensgröße. Ein junges Start-up voller digital natives wird sich vermutlich einfacher auf Remote-Arbeit einstellen können, als ein klassisches Unternehmen aus dem Mittelstand.

Dennoch gibt es ein paar Grundregeln, die helfen können, ein Mindestmaß an Routine zu schaffen, um die Situation für alle Beteiligten einfacher zu machen.

Gerade in derart unsicheren Zeiten ist es wichtig, Entscheidungsprozesse transparent zu kommunizieren. Über Änderungen sollte früh informiert und die Aufgaben für und Erwartungen an Mitarbeiter:innen klar kommuniziert werden. Bevor das passiert, sollten Manager:innen die eigenen Erwartungen aber unbedingt hinterfragen und an die aktuelle Situation anpassen.

Bei TLGG geben die Geschäftsführer:innen aktuell regelmäßige Live-Updates aus dem Homeoffice, Mitarbeiter:innen können ihnen danach offen Fragen stellen oder sie vorab anonym einreichen.

Dennoch reicht eine halbstündige Top-Down-Information per Videochat nicht aus, um den Zusammenhalt im Team zu fördern und Struktur zu bieten. Es ist wichtig, auch informelle Kanäle anzubieten, über die sich Kolleg:innen zusammenfinden können und Unterstützung finden. Bei TLGG Consulting haben Mitarbeiter:innen als Reaktion auf das Homeoffice “virtuelle Küchen” auf Slack eingerichtet, in denen man sich mit den Kolleg:innen bei Bedarf zum virtuellen Lunch oder zur Pausen-Zigarette treffen kann. In morgendlichen “Check-ins” gibt es außerdem die Möglichkeit, nicht nur zu sagen, woran man heute arbeitet, sondern vielleicht auch einfach mal loszuwerden, dass die Nachrichtenlage oder die Isolation zuhause gerade schwer zu ertragen sind.

Außerdem stehen die TLGG-Geschäftsführer:innen immer wieder für spontanen Austausch bereit, manchmal auch, während sie am Herd stehen: Die Kamera läuft, wer will, kann sich zuschalten. Das schafft Augenhöhe und zeigt: Wir alle sitzen im selben Boot — und improvisieren gleichermaßen, um unseren Alltag möglichst ohne allzu großen Schaden ins Homeoffice zu integrieren.

Oft hilft es Menschen auch, wenn sie das Gefühl haben, selbst in ihrer Isolation einen Beitrag zur Bekämpfung der Krise leisten zu können. Firmen, die die — technologischen und finanziellen — Möglichkeiten haben, könnten ihre Angestellten deshalb zum Beispiel für einen Teil ihrer Arbeitszeit freistellen, um sich in ihrer Nachbarschaft zu engagieren oder an Veranstaltungen wie “WirvsVirus” — einem Hackathon der Bundesregierung, der nach Lösungen im Umgang mit Covid-19 sucht — , teilzunehmen.

Es fehlt an Struktur, es fehlt an Büroküchen, es fehlt der schnelle Austausch zwischendurch

Trotz allem müssen wir ehrlich sein: Die ständige Arbeit im Homeoffice bringt zusätzliche Hürden mit sich, die sich nicht innerhalb weniger Tage und mit noch so guten Absichten restlos beseitigen lassen. Es fehlt an Struktur, es fehlt an Büroküchen, es fehlt der schnelle, informelle Austausch zwischendurch. Stattdessen spielen die Kinder im Nebenzimmer (oder im selben Raum), das Telefon klingelt und die Tür muss geöffnet werden.

Klar, das bedeutet im Zweifel auch eine geringere Produktivität. Aber Manager:innen tun gut daran, in diesen Phasen nicht noch zusätzlichen Druck auf ihre Mitarbeiter:innen auszuüben, indem sie etwa die Arbeit zu Hause regelmäßig kontrollieren. Es braucht Vertrauen, Großzügigkeit und ein Verständnis für die außergewöhnliche Situation, in der sich nicht nur die Kolleg:innen, sondern auch sie selbst, befinden. Es sollte selbstverständlich sein, dass ihre Kolleg:innen nicht den ganzen Tag am Computer sein können, sondern vielleicht mal eine Pause brauchen, um Luft zu schnappen, einkaufen zu gehen oder sich um die Hausaufgaben des Kindes zu kümmern.

Gehen Sie davon aus, dass Ihre Mitarbeiter:innen im Sinne des Unternehmens handeln und — wie Sie — ihr Bestes tun, durch die schwierige Situation zu kommen.

Um trotz allem so produktiv wie möglich sein zu können, sollten Sie die Tools bereitstellen, die es dafür braucht. Vielleicht ist gerade die richtige Zeit, um neue Kommunikationswege zu testen, die einen Austausch aus der Ferne einfacher machen.

Nutzen sie MS Teams oder Google, um gemeinsam an Dokumenten zu arbeiten, Project-Management-Tools wie Trello helfen, auch virtuell einen Überblick über laufende Projekte zu behalten. Das Whiteboard lässt sich durch Online-Tools wie Mural oder Parabol ersetzen.

Da, wo es an Struktur fehlt, helfen ein paar zusätzliche tägliche Meetings dabei, sich nicht nur gegenseitig auf dem Laufenden zu halten, sondern auch überschaubare Zeitabschnitte zu schaffen, die den Tag im Homeoffice in überschaubare Abschnitte unterteilen.

Stellen Sie dabei aber immer sicher, dass genügend Zeit für die Mitarbeiter:innen bleibt, konzentriert und völlig offline zu arbeiten, ohne dass ständig das nächste virtuelle Meeting unterbricht. Denn es gilt auch: Virtuelle Meetings sind anstrengend, und da, wo sonst ein Meeting eine willkommene Abwechslung von der Arbeit am Bildschirm sein kann, schaut man hier plötzlich wieder in virtuelle Augen.

Vielleicht ist deshalb gerade auch ein guter Moment, um bestehende Meetings zu hinterfragen und zu prüfen, wie effizient, sinnvoll und zielführend sie wirklich sind. Viele der Tipps, die virtuelle Meetings verbessern, lassen sich auch auf die Zeit danach übertragen.

Sehen Sie den Corona-Lockdown als Chance, Neues auszuprobieren, unkonventionelle Methoden zu testen — und so als Team gestärkt aus der Krise zu kommen.